Müde der Tag und
Nacht dröhnenden Lastwagen, die einem anscheinend über das
Kopfkissen zu rollen scheinen, habe ich den Entschluss gefasst, mir
ein neues Heim fernab der Hauptstrasse zu bauen. Da sich unsere Finca
von der Strasse bis zum Fluss erstreckt, haben wir eine
Geländeterrasse ungefähr in der Mitte des Grundstücks ausgewählt.
Am Computer habe ich
anschliessend den Bau mit einem CAD Programm geplant und gezeichnet.
Spatenstich |
Ich wollte ein Haus, dass einfach, übersichtlich und doch genügend Platz für uns Zwei und allfällige Gäste bietet. Auch wollte ich endlich einen Platz für Werkzeuge und Maschinen und den üblichen Krimskrams auf einem Bauernhof haben. Darum entstand ein Haupthaus mit einem grosszügigen Wohnraum mit Wohnküche, 2 Schlafzimmern mit Privatbad und einem kleinen WC zum Wohnraum. Aus den Fehlern gelernt, die im alten Haus gemacht wurden, habe ich den Hauptwohnraum hoch und luftig entworfen, mit einer 2teiligen Schiebetürenfront, die sich über insgesamt 10m öffnen lässt, so dass auch über die heisse Mittagszeit genügend Ventilation herrscht. Über den Schlafzimmern habe ich eine Decke eingezogen, einerseits, um ein ausgeglicheneres Raumklima zu erhalten, anderseits damit Geckos und anderes Viehzeug nachts einem nicht auf den Kopf sch******. Den Raum darüber dient uns als Wäschetrockenraum/ Estrich und für die Solartechnik.
Daneben steht ein
kleineres Nebengebäude das als Garage/Werkstatt dient und mit dem
Dach mit dem Haupthaus verbunden ist, so dass ein luftiger,
regengeschützter Patio dazwischen entsteht. Soweit die Planung.
Fundamente |
Damit man mit einem
Bau beginnen kann, braucht es auf der Baustelle Wasser und Strom.
Also lassen wir von ein paar Arbeitern einen etwa 200m langen Graben
vom Stall bis zur künftigen Baustelle ausheben und ich verlege eine
Wasserleitung und eine Stromleitung aus Polipropylenrohren. Auch muss
ein Bächlein unterfahren werden, das bei einem Gewittersturm zu
einem reissenden Fluss anschwellen kann, also mit vielen schweren
Steinen eindecken. Auch müssen Weidezäune
versetzt werden um Durchgang für die künftige Zufahrt zu schaffen.
Erste Mauern |
Im Februar 2016 ist
es dann endlich soweit, der Bagger fährt auf und macht die
Zufahrtstrasse und die Bauplanie. Mehrere Lastwagen mit Kies braucht
der Strassenbelag und der Wendeplatz. Da hier in Kolumbien noch fast
alles von Hand gemacht wird, braucht es neben Zementsäcken auch Sand
und Kies für die Betonmischung, ein feinerer Sand zum Mauern und
Verputzen, Armierungsstahl für den Pfosten/Riegelbau und Backsteine
für die Wände.
Haupthaus und Garage |
Ich habe einen
Maurer kontraktiert, der mir mit einem Gehilfen den Rohbau erstellen
wird. Leitungen und Haustechnik, wie Wasser/Abwasser und Strom
verlege ich selber.
Die Maurer heben die
Gräben für die Streifenfundamente aus, während ich diese für
Wasser/Abwasser und Strom aushebe. Anschliessend füllen sie diese
mit armiertem Beton um die Basis für den Mauerbau zu erhalten. Ich
meinerseits klebe und verlege die PVC-Rohre in meinen Gräben und
verfülle sie anschliessend wieder mit Aushub. Der Mauerbau mit
Backsteinblöcken geht zügig vonstatten und anschliessend werden im
Abstand von etwa 4m und in den Ecken Stahlbetonsäulen gegossen. So
nimmt die Konstruktion rasch Gestalt an um in 2,5m Höhe ringsum
laufend einen weiteren Stahlbetonkranz auf die Mauern zu setzen.
Deckeneinbau |
Über den
Schlafzimmern erstellen wir eine Hurdisdecke mit speziellen
Backsteinblöcken und Stahlträgern. Bevor darüber ein weiterer
Betonüberzug gegossen wird, muss ich alle Installationsrohre
verlegen. Die Maurer mauern sich weiter in die Höhe, während ich in
den Bädern und Schlafzimmern die Rohbauinstallationen verlege.
Dachstock |
Alsbald können wir den Dachstock aufrichten, was mit dem Tropenholz
Sapan eine kräftezehrende Angelegenheit ist. Alsbald werden die
Eternit Dachplatten verschraubt und das Haus ist im Rohbau fertig.
Dachdecken |
Nach der Rückkehr
von unserem Familienbesuch in der Schweiz machen die Maurer
verputz-arbeiten und ich stelle die Rohbauinstallationen fertig.
Alsbald müssen noch die Betonböden gegossen werden und wir können
mit dem Innenausbau beginnen.
Garage |
Als Erstes werden die Aluschiebefenster
eingebaut, dann die Schiebetürenfront, dann die Fenstergitter
angebracht, Stahltüren und Tor montiert und die Metalltreppe
gesetzt. Damit auch alles mehr oder weniger passt, muss ich das
Geschehen immer überwachen.
Rohbau fertig |
Nun kann ich mit dem
Plattenlegen beginnen. Wir haben relativ grosse Keramikplatten
ausgewählt, 40 x 90cm, eine Grösse, die ich noch nie vorher verlegt
habe und war darum etwas verunsichert. Doch schon bald konnte ich den
Dreh und das Ganze ging recht zügig vonstatten. 100m2 Bodenplatten
und etwa 60m2 Wandplatten kleben und verfugen und anschliessend die
Waschbecken, WC, Armaturen etc. installieren.
Einbau Schiebetüren |
Treppenbau |
Erste Fliessen |
Nun kommt der Schreiner mit den Innentüren, der Küche und den Treppentritten. Mir bleiben die Malerarbeiten innen und aussen, einige Umgebungsarbeiten und die Solaranlagen.
Küchensockel |
Küche |
Die
Warmwasseranlage ist relativ rasch hergestellt, da alles Eigenbau,
etwas schwieriger ist die Fotovoltaik. In Kolumbien ist die
Solartechnik noch nicht sehr verbreitet, darum ist es recht
schwierig, hochwertige Komponenten zu bekommen. Nach längerer Suche
bin ich aber trotzdem fündig geworden, habe nun Wechselrichter und
Laderegler von Studer Innotec.
Gesamtansicht |
Wohnraum |
Solartechnik |
Soweit die
Chronologie des Bauablaufes, was aber nicht heisst, dass das alles so
Reibungslos ablief.
Was schon in der
Schweiz eine Herausforderung ist, alle Handwerker zur geplante Zeit
auf der Baustelle zu haben und die Arbeiten wie gefordert ausgeführt
werden, ist hier in Kolumbien noch einmal viel komplizierter.
Wochenlanges warten
auf den Bagger, Baumeister die vor beenden der kontraktierten
Arbeiten das Weite suchen, notabene mit dem schon bezahlten
Vorschuss, und viel Pfusch, den die betroffenen Arbeiter nur unter
extremem Druck ausbügeln oder an einem selber hängen bleibt.
Keramikfundstücke |
Aber was soll‘s, schlussendlich ist der Bau mehr oder weniger so herausgekommen, wie es geplant war, und das ist schon viel.